Safety Paradigmenwechsel in der Autoindustrie: von der Hard- zur Software

Ein Kommentar von Michael Plagge, Vice President Ecosystem Development der Eclipse Foundation 2 min Lesedauer

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Die digitale Transformation hat die Autoindustrie erreicht und treibt einen Wandel von hardwarezentrierten zu softwaregetriebenen Ansätzen voran.

Michael Plagge ist Vice President Ecosystem Development der Eclipse Foundation.
Michael Plagge ist Vice President Ecosystem Development der Eclipse Foundation.
(Bild: Eclipse Foundation)

Software macht Autos nicht nur sicherer, sondern auch nützlicher und das seit Jahrzehnten. Gut erkennbar ist dies daran, dass trotz einer stark wachsenden Anzahl von Fahrzeugen auf unseren Straßen die Unfallzahlen rückläufig sind. Software wie beispielsweise in ABS, ESP und anderen modernen Fahrerassistenzsystemen hat daran einen großen Anteil. Allerdings sind diese Faktoren zu Hygienefaktoren geworden: War vor zehn Jahren ein 5-Sterne-NCAP-Testergebnis noch ein Verkaufsargument, ist heute ein Modell ohne 5-Sterne-Ergebnis nur schwer am Markt zu positionieren. Die Erwartungshaltung heutiger Käufer wird durch ihre Erfahrungen im Umgang mit mobilen Endgeräten und Computern im Allgemeinen geprägt: Einbindung in digitale Ökosysteme, geräteübergreifende Nutzung von digitalen Services, multimodales Reisen und regelmäßige, funktionale Updates sind einige der Aspekte, die die Kaufentscheidung beeinflussen. Die Realisierung solcher Dienste findet häufig in Cloud-Umgebungen bzw. großen Backendsystemen statt.

Mittlerweile wissen wir, dass klassische Automobilhersteller die Entwicklung in diesem Bereich lange nur am Rande mitverfolgt haben. Ein Grund dafür ist das von der Hardware getriebene und auf die Stückliste ausgerichtete Denken. Geschäftsmodelle werden hauptsächlich anhand ihrer Hardwarekosten bewertet. Nachgelagerte digitale Geschäftsmodelle werden selten berücksichtigt. Das Vorhalten von ungenutzter Rechenkapazität oder Speicher z.B. in einem Navigationssystem, die möglicherweise für weitere Softwarefunktionen genutzt werden können, gilt als Verschwendung.

Auch bei Safety relevanten Funktionen haben sich komplexe Strukturen entwickelt, die unnötig kompliziert sind. Nicht selten beginnen große Entwicklungsprojekte im ADAS- oder Infotainment-Bereich mit neuen Toolchains, die über den gesamten Lebenszyklus gepflegt werden müssen. Es gilt also, zwei große Herausforderungen zu meistern: Zum einen die fehlenden Fähigkeiten bei digitalen Services in den Griff zu bekommen und zum anderen die ineffiziente Softwareentwicklung in den Fahrzeugfunktionen vor dem Hintergrund einer weiter steigenden Komplexität zu lösen. Vorhersagen gehen derzeit von einer Verdrei- bis Verfünffachung der Komplexität in den nächsten fünf bis zehn Jahren Jahren aus.

Ein derzeit häufig diskutierter Ansatz ist eine offene Kollaboration von interessierten Parteien. Dabei wird der nicht-wettbewerbsdifferenzierende Teil des Software-Stacks im Fahrzeug, im Cloud-Backend sowie dem dazugehörigen Tooling gemeinsam in Open Source entwickelt. Durch die Zusammenarbeit lassen sich Ressourcen sparen und Kompliziertheit verhindern. Das prominenteste Beispiel stellt die Eclipse Software Defined Vehicle Working Group (Eclipse SDV) dar. Hier schließen sich OEMs, Tier-1, Systemintegratoren, Silikon-Provider und Hightech Companies zusammen, um die Herausforderungen der Automobilindustrie zu meistern. (mbf)

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